Sunday 19 May 2013

Alpari Match Racing Tour : Match Race Germany - Bilderbuchsegeln unter "Zuckerhüten" - Jablonski gelingt überraschendes Comeback


Match Race Germany 2013 Day 3. Image copyright Brian Carlin/AWMRT

von Eberhard Magg

Vor schneebedeckter Alpenkulisse beendeten die zwölf Teams aus acht Ländern am Samstag die Vorrunde im 16. Match Race Germany. Am dritten Tag der einzigen deutschen Regatta der Alpari World Match Racing Tour erreichten sieben Teams bei Bilderbuchwetter und Winden zwischen fünf und zwölf Knoten die nächste Runde.

Der viermalige Matchrace-Weltmeister Ian Williams und sein britisches Team GAC Pindar zogen als Vorrundensieger direkt ins Halbfinale ein. Für das Viertelfinale qualifizierten sich die Mannschaften von Mathieu Richard (GEFCO Match Racing Team, Frankreich), Taylor Canfield (USone, Amerikanische Jungferninseln), Vizeweltmeister Björn Hansen (Hansen Sailing Team, Schweden), Adam Minoprio (Team Alpari FX, Neuseeland), Johnie Berntsson (Stena Sailing Team, Schweden) und Karol Jablonski (Jablonski Sailing Team, Polen). Fünf Mannschaften schieden aus.

Darunter auch die beiden deutschen Mannschaften, deren Premiere im Deutschen Grand Prix nach drei Regattatagen endete. Philipp Buhl und sein STG/NRV Youth Team mussten Abschied nehmen, taten das allerdings eindrucksvoll, besiegten mit Karol Jablonski und seinem Jablonski Sailing Team in ihrem letzten Duell überraschend die ehemalige Nummer eins der Matchrace-Weltrangliste. Jablonski hätte die unerwartete Niederlage beinahe den erhofften Viertelfinalplatz gekostet. Am Ende rettete den Polen bei Punktgleichheit mit Pierre Antoine Morvans Vannes Agglo Sailing Team und Phil Robertsons Team Waka Racing der Sieg gegen Vorrundengewinner Ian Williams, der den Ausschlag zugunsten von Jablonski gab.

JABLONSKIS SPORTLICHE WIEDERAUFERSTEHUNG

Der siebenmalige Eissegel-Weltmeister Jablonski, der beinahe frühzeitig nach Hause gefahren wäre, weil er sich sicher ausgeschieden wähnte, konnte es kaum fassen: „Schon so oft haben wir bei Punktgleichheit bei großen Matchraces den Kürzeren gezogen. Wir waren auch ganz sicher, dass fünf Punkte hier nicht für den Einzug in die nächste Runde reichen. Dieses Mal aber sind im Match Race Germany die Würfel endlich einmal zu unseren Gunsten gefallen. Wir sind außerdem sehr glücklich, dass wir in der Vorrunde als ‚Weltmeister im Ruhestand’ zwei jüngere Weltmeister stilvoll schlagen konnten. Das hat uns den Platz im Viertelfinale beschert, in das wir nun hochmotiviert gegen Mathieu Richard antreten.“

Der 50-jährige Steuermann mit dem Spitznamen „Weißer Hai“ lebte lange in Norddeutschland, besitzt sowohl einen polnischen als auch einen deutschen Pass und gewann 1993 mit dem deutschen Team den Admiral’s Cup. Der 50-jährige Jablonski lobte vor allem die junge Mannschaft um Philipp Buhl: „Die Jungs haben gegen uns wirklich gut gesegelt, während ich am Start ein Timing-Problem hatte.“ Der erfahrene siebenmalige Eissegel-Weltmeister räumte ein: „Wir waren langsamer an der Startlinie als die Jungs. Danach hat uns die kurze Bahn keine Möglichkeit mehr zum Überholen geboten. Meinen Glückwunsch an Philipp und sein Team. Für uns bedeutet diese Niederlage leider das Aus.“ Mit dem letzten Satz irrte er.

Buhls Taktiker Erik Heil sagte nach dem gelungenen Match gegen Jablonski: „Das war ein super Abschluss für uns: Wir haben endlich einmal die Startphase überlebt und sind dann schneller über die Linie gegangen als Karol. Am Leefass wurde es noch einmal eng, doch dort konnten wir ihn dann abstellen.“ Justus Schmidt, 49er-Segler aus Kiel und ebenfalls Mitglied in Buhls Youth America’s Cup-Team, sagte zum Abschied: „Hier ging es nicht in erster Linie um die Boote, sondern um das Spiel. Wir haben sehr viel über Taktik, Offensive und Defensive gelernt. Das hilft uns auch im olympischen Segeln. Wir kommen gerne wieder, wenn wir dürfen!“

PRÄCHTIGE PORSCHE SCHAU BEGEISTERT DAS PUBLIKUM

Tausende Zuschauer strömten am Samstag vor Pfingsten in die deutsche Herzkammer der Matchracer und genossen die spannenden Duelle auf den Bavaria-Yachten direkt vor dem Langenargener Ufer, die ZDF-Reporter Nils Kaben live moderierte. Der deutsche Matchrace-Klassiker lockte bei strahlendem Sommerwetter viele Fans und Familien ans Bodenseeufer. An Land sorgte der Porsche Club Bodensee-Oberschwaben mit einem imposanten Treffen außergewöhnlicher Porsche Modelle für Begeisterung im Publikum. Viele alte Schönheiten auf vier Rädern faszinierten die Menschen entlang der Langenargener Uferpromenade, bevor sie sich auf der Festwiese neben dem Regattadorf im Langenargener Gondelhafen aufreihten – mit bester Aussicht auf die Segelduelle. Zu Deutschlands führender Duellsegelregatta erwarten die Veranstalter am Pfingstwochenende rund 30.000 Zuschauer im Regattadorf. Die Viertelfinalrunde begann noch am Samstagabend und wird am Sonntagvormittag ab 9 Uhr fortgesetzt.

ERGEBNIS VORRUNDE
(Round Robin: Jedes Team segelt einmal gegen jedes andere)

EINE RUNDE WEITER:
1. Ian Williams, Team GAC Pindar, GBR, 9:2 Punkte
2. Mathieu Richard, GEFCO Match Racing Team, FRA, 8:3 Punkte
3. Taylor Canfield (USone, Amerikanische Jungferninseln), 8:3 Punkte
4. Björn Hansen, Hansen Sailing Team, Schweden, 7,5:3 Punkte
5. Adam Minoprio, Team Alpari FX, Neuseeland, 6:5 Punkte
6. Johnie Berntsson, Stena Sailing Team, Schweden, 6:5 Punkte
7. Karol Jablonski, Jablonski Sailing Team, Polen, 5:6 Punkte
AUSGESCHIEDEN:
8. Pierre Antoine Morvan, Vannes Agglo Sailing Team, Frankreich, 5:6 Pkt.
9. Phil Robertson, WAKA Racing, Neuseeland, 5:6 Punkte
10. Keith Swinton, Black Swan Racing, 4:7 Punkte
11. Philipp Buhl, STG/NRV Youth Team, Sonthofen, 2:9 Punkte
12. Sven-Erik Horsch, NRV Team, Hamburg, 0:11 Punkte

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